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Leonardo di Caprio Oscarverleihung Rede
Leonardo di Caprio Oscarverleihung © Tinseltown | Shutterstock.com

Die emotionalsten Dankesreden der bisherigen Oscar-Gewinner

Die Oscars oder auch Academy Awards sind die wohl bedeutendste Auszeichnung der Filmindustrie und damit bei Fans und Schauspielern sowie Akteuren anderer Art ein sehr großes Thema. Ins Leben gerufen wurde der ruhmreiche Filmpreis schon im Februar 1929 vom damaligen Präsidenten der MGM Studios, Louis B. Mayer.

Verständlicherweise hat der Oscar daher mittlerweile eine mehr als stattliche Historie vorzuweisen. Bemerkenswert sind dabei jedoch nicht immer lediglich die geehrten Filmkategorien und Preisträger selbst, sondern auch die im Laufe der Verleihungsshow gehaltenen Dankesreden. Diese verliefen natürlich nicht immer planmäßig und boten dem anwesenden und weltweit zu Hause zuschauenden Publikum so manches Mal unerwartete Unterhaltung. Einige der aufsehenerregendsten Danksagungen in der Geschichte der Oscars haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Oscar-Verleihung 1973: Marlon Brando (Bester Hauptdarsteller)

Als einer der prägendsten Schauspieler seiner Generation machte Marlon Brando vor seinem Tod im Jahre 2004 nicht nur das „Method Acting“ weltweit salonfähig, sondern wurde im Laufe seiner Karriere so häufig ausgezeichnet wie kaum ein anderer. Neben seiner teils rebellischen Art war er vor allem für sein großes gesellschaftspolitisches Engagement und einzigartiges schauspielerisches Talent berüchtigt. Allein für den Oscar war er bereits siebenmal in der Kategorie des besten Hauptdarstellers und einmal als bester Nebendarsteller nominiert. Zweimal konnte er die prestigeträchtige Auszeichnung gewinnen, erstmals im Jahr 1955.

Als der damals 48-Jährige am 27. März 1973 den Oscar für seine Titelrolle in „Der Pate“ entgegennehmen sollte, war der begnadete Schauspieler allerdings nicht zugegen. Dies begründete sich nicht mit zeitlichen Restriktionen, denn Marlon Brando ermächtigte die US-amerikanische Schauspielerin und indianische Aktivistin Sacheen Littlefeather, seine Dankesrede stellvertretend zu übernehmen. Der Begriff „Dankesrede“ ist hier jedoch nicht unbedingt eine passende Bezeichnung: Unter Buhrufen lehnte die in traditionelle Apache-Kleidung gehüllte Littlefeather mit dem Wissen von Brando die begehrte Oscar-Auszeichnung ab. Die zur Verfügung stehende Redezeit nutzte sie dazu, auf Missstände in der amerikanischen Film- und Fernsehindustrie bezüglich des Umgangs mit Indianern aufmerksam zu machen. Außerdem wies sie auf deren laufende Protestaktionen in der Ortschaft Wounded Knee hin.

Ursprünglich hatte Marlon Brando eine deutlich längere Rede für die „American Indian Movement“-Aktivistin geschrieben, doch durch die Zeitbeschränkung bei den Oscars musste sie zwangsläufig improvisieren. Trotz vieler Buhrufe erntete sie für ihren versuchten Weckruf aber ebenfalls Applaus. Zudem hielt sie später hinter der Bühne in Anwesenheit von Journalisten die gesamte Rede. Die heute 70-Jährige erregte durch diese gewagte Aktion damals zwar ein großes Maß an Aufmerksamkeit. Dennoch ist sie mittlerweile der Meinung, dass die besagten Ereignisse hauptsächlich für das Ende ihrer anlaufenden Schauspielkarriere verantwortlich waren.

Oscar-Verleihung 1997: Cuba Gooding junior (Bester Nebendarsteller)

Cuba Gooding junior ist heute vor allem aus „American Horror Story”, „Der Butler” oder auch „American Gangster“ bekannt. Seinen Durchbruch erlangte er jedoch schon vor seinem Mitwirken an diesen Werken, denn der 49-jährige Schauspieler aus New York konnte bereits im jungen Alter von nur 29 Jahren einen Oscar als bester Nebendarsteller gewinnen. Diesen bekam Gooding für seine bemerkenswerte Darstellung der Figur Rod Tidwell im Film „Jerry Maguire – Spiel des Lebens“. Seine Dankesrede bei der Oscar-Verleihung 1997 zählt zu den emotionalsten Reden in der Geschichte der Academy Awards.

Bei der Verkündung seines Namens konnte Cuba Gooding jr schon auf dem Weg zur Bühne kaum die Haltung bewahren. Als er den lange herbeigesehnten Oscar endlich in den Händen hielt, kündigte er bereits zu Anfang seiner Danksagung an, dass er die festgelegte Zeitgrenze wahrscheinlich nicht einhalten könne und deshalb kein Problem damit hätte, wenn man seine wohl zu langen Ausführungen entsprechend schneidet. Was folgte, war eine zunächst zumindest einigermaßen strukturierte Dankesrede, die dann jedoch immer gefühlvoller wurde und erwartungsgemäß über die vorgesehene Zeitbegrenzung hinausging. Trotz planmäßig eingespielter Musik, die bei den Oscars den zeitlichen Rahmen der Reden signalisieren soll, setzte Gooding seine „I love you!“-Rufe beherzt fort und bekam dabei großflächige Standing Ovations. Die Regeln der weltbekannten und den Academy Awards gewidmeten Show nahm er also nicht sehr genau, doch sauer war deswegen allem Anschein nach so gut wie niemand.

Oscar-Verleihung 2003: Michael Moore (Bester Dokumentarfilm)

Michael Moore ist neben Marlon Brando ein weiterer Oscarpreisträger, der seine Dankesrede dazu nutzte, seinen politischen Frustrationen Ausdruck zu verleihen. Dabei polarisierte auch er in hohem Maße und bekam als Antwort sowohl Rufe der Ablehnung als auch zustimmenden Applaus. Die größten Unterschiede zum Academy Award von Brando liegen allerdings darin, dass er einerseits höchstpersönlich anwesend war und andererseits durch seine Rede weltweit noch bekannter wurde.

Der vielfach ausgezeichnete US-amerikanische Regisseur ist unter anderem für sein Bestseller-Buch „Stupid White Men“ sowie die Filme „Roger & Me“, „Fahrenheit 9/11“ und „Bowling for Columbine“ populär. Für letzteres Werk wurde der mittlerweile 62-Jährige im Jahr 2003 mit einem Oscar geehrt, den er zwar dankend annahm, doch lediglich den Anfang seiner Rede für Danksagungen nutzte. Hauptsächlich kritisierte er in seiner emotionalen Dankesrede den damaligen US-Präsidenten George W. Bush vor allem wegen des amerikanisch-britischen Krieges gegen das irakische Regime von Saddam Hussein. Mit den Worten „Shame on you, Mr. Bush!” löste er zahlreiche Kontroversen aus, diente aber zugleich als Quelle großer Inspiration für viele politische Aktivisten.

Oscar-Verleihung 2015: Graham Moore (Bestes adaptiertes Drehbuch)

Der US-amerikanische Drehbuchautor und Schriftsteller Graham Moore wurde vor wenigen Jahren für den Film „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ mit dem Oscar in der Kategorie des besten adaptierten Drehbuchs ausgezeichnet. Mit seiner Dankesrede machte er zahlreiche Schlagzeilen, denn er thematisierte ein schwieriges und kompliziertes Problem unserer Gesellschaft: Suizid. Da es sich dabei um ein äußerst heikles Thema handelt, hat Moore bei der Verleihung der Academy Awards im Jahr 2015 dadurch auch Kritik ausgelöst, doch größtenteils nahm man seinen Mut überwiegend positiv auf. Der heute 36 Jahre alte Bestseller-Autor traute sich nämlich, dabei den eigenen Selbstmordversuch aus Teenagerjahren in den Mittelpunkt zu stellen.

„Als ich 16 Jahre alt war, versuchte ich mich mir das Leben zu nehmen, weil ich mich seltsam und anders fühlte. Ich fühlte mich so, als würde ich nirgends dazugehören. Doch nun stehe ich hier und würde diesen Moment gerne dem Kind da draußen widmen, das sich ebenfalls so fühlt, als wäre es anders oder würde nirgends hineinpassen. Doch, das tust du. Das verspreche ich dir. Bleibe seltsam. Bleibe anders. Und wenn du an der Reihe bist und hier auf der Bühne stehst, dann gib bitte die gleiche Botschaft weiter.“ – Graham Moore

Nachdem er den ihm gewidmeten Academy Award von Weltstar-Moderatorin Oprah Winfrey entgegengenommen hatte, begann der sichtlich überwältigte Graham Moore zunächst damit, wenig ungewöhnlich seinen wichtigsten Bezugspersonen und den am Film Beteiligten zu danken. Als er seine Rede jedoch damit abschloss, seinen mit 16 Jahren versuchten Selbstmord zu erwähnen und an alle Teenager zu appellieren, denen es möglicherweise ähnlich gehen könnte, sendete der Star eine deutliche und berührende Botschaft. Mit seinen emotionalen Worten betonte er, dass es keineswegs verwerflich sei, „seltsam“ oder „anders“ zu sein. Im Gegenteil, er ermutigte sogar dazu, sich von der Masse abzuheben und bei jeder Gelegenheit die von ihm angesprochene Botschaft weiterzugeben.

Oscar-Verleihung 2016: Leonardo DiCaprio (Bester Hauptdarsteller)

In den Jahren vor der Oscar-Verleihung 2016 kam man bei dem Thema der Academy Awards nur sehr schwer um das Thema herum, wann Weltstar Leonardo DiCaprio endlich an der Reihe ist, den prestigeträchtigen Filmpreis in den Händen zu halten. Von Jahr zu Jahr witzelten sowie empörten sich Fans der Show und des begnadeten „Titanic“-Schauspielers im Vorfeld der Vergaben immer wieder. Insgesamt sechs Nominierungen lang hat es gedauert, bis der 42-Jährige schließlich für seine höchst strapaziöse Hauptrolle im Blockbuster „The Revenant – Der Rückkehrer“ ausgezeichnet wurde. Für diese von Kritikern hochgelobte und vielleicht beste Rolle seiner bisherigen Karriere erntete Leonardo DiCaprio nicht nur endlich den heiß ersehnten Oscar, sondern auch lange Standing Ovations der im Saal anwesenden Zuschauer.

„Der Klimawandel ist real, er passiert jetzt gerade. Er ist die dringendste Bedrohung für unsere ganze Spezies. Wir müssen alle zusammenarbeiten und aufhören, solche Dinge aufzuschieben. Wir müssen Oberhaupte weltweit unterstützen, die nicht für die großen Umweltsünder sprechen, sondern für die ganze Menschheit, die Einheimischen der Welt und die Milliarden von Unterprivilegierten, die am meisten davon betroffen sind. Für die Kinder unserer Kinder und die Menschen da draußen, deren Stimmen von der Politik der Gier unterdrückt worden sind.“ – Leonardo DiCaprio

Umso überraschender war es, als er in seiner Rede nicht nur Platz für Danksagungen ließ, sondern auch eine ihm am Herzen liegende politische Botschaft sendete. Konkret fokussierte er sich dabei auf das Umweltbewusstsein der Menschen unserer Erde und appellierte daran, den Klimawandel als echt zu akzeptieren. Natürlich stieß er damit nicht bei allen heimischen Zuschauern auf offene Ohren, denn das Phänomen Klimawandel wird von nicht wenigen noch immer mit einem großen Maß an Skepsis betrachtet. Auch der Sieger der letzten US-Präsidentschaftswahl Donald Trump dürfte mit der Rede von DiCaprio nicht viel anzufangen gehabt haben, wenn man sich seine bisherigen Aussagen bezüglich des Klimawandels ins Gedächtnis ruft. Nichtsdestotrotz bekam der begnadete Schauspieler für seine gut durchdachte Ansprache ebenfalls sehr viel Zuspruch. Dass seine Dankesrede mit 2 Minuten und 22 Sekunden deutlich länger als der Durchschnitt war, schien die Produzenten auch nicht sonderlich zu stören. Prinzipiell versuchen diese in der Regel nämlich, die Danksagungen der Preisträger auf etwa 45 Sekunden zu begrenzen. Diese Grenze wird zwar oft nur sehr schwammig angewendet, doch eine derartige Überschreitung geschieht nur selten.